Viñales

Unser Fahrtag von Havana nach Viñales hat für einige Schmunzler gesorgt. Nach einer durchwachten Nacht, die nehmen Halloween hier extremst ernst, wollten wir am Morgen nur nochmals kurz zum Bankomaten, Betonung auf „kurz“. Was für ein Irrtum, Leute, es ist der erste, vor den Bankomaten eine Schlange von rund 5 Metern und über der Strasse nochmals 20, da war wohl Zahltag. Markus stellt sich frech hinten in der ersten Hälfte der geteilten Schlange an und tut „vo nix wisse“. Ich schleiche ab und versuche mein Glück am nächsten. Och menno, fünf Leute vor mir, diverse Fehlversuche und ein hitziges Gespräch mit der Bankangestellten später bin ich endlich dran und ziehe erfolgreich 20′ mit meiner Mastercard, weil Markus noch immer brav in der Schlange steht, versuche ich einen zweiten Bezug, Fehlanzeige, nochmals, auch Essig, dann mit reduziertem Betrag, nöd, das zickige Teil will nicht. Also zücke ich in meiner Verzweiflung die Visa, die die letzten drei Tage die Zusammenarbeit verweigert hat und siehe da, tadaa. Markus steht übrigens immer noch als armer Schlucker in der Schlange…

Eine gute Dreiviertelstunde später gehts also los zur Autovermietung, den Streit der Taxifahrer erspare ich jedem, aber die Autovermietung in Miramar haben wir gefunden. Während Markus heimlich von einem Oltimer geträumt hat, war mein sehnlichster Wunsch ein Auto mit vier Rädern und funktionierenem Motor. Und siehe da, das Teil ist nicht nur sozusagen neu, sondern auch noch vollgetankt, aber Stories dazu folgen bestimmt noch…

Markus auf Abwegen
Erster Blick aufs Meer

Nachdem wir uns etwas wehmütig von Havana und den ganzen etwas unerwarteten kulinarischen Highlights verabschiedet haben, wartet unterwegs das erste staatliche Restaurant auf uns. Und siehe da, der Lunch bestehend aus Pollio con arroz y frijoles war unerwartet gut und dazu dreckbillig, das Abendessen in Viñales dann glatt sechsmal so teuer…

Die Fahrt selbst war lustig, da tauchen einige unerwartete Verkehrsteilnehmer auf dem Highway auf und Markus gibt freundlich einfach Gas, als irgendwelche fake Polizisten resp. Rental Car Security seine Rental Papiere sehen möchten.  Unser Host in Havana hatte uns vor halb legalen Kontrollen gewarnt, trotzdem muss ich grinsen, ausgerechnet wir braven, gesetztstreuen Schweizer fahren einfach davon.

Kurz vor Viñales stoppen wir für eine kleine Erfrischung und landen unverhofft auf einer kleinen Tabakfarm, wo wir vom Besitzer prompt zugetextet werden werden. Mit einer Einladung für eine Besichtigungs- und Infotour (natürlich kostenlos, irgendwie, Zigarrenkauf wird dann halt erwartet…) und einem Farmarbeiter als Mitfahrer gehts dann weiter… Konnten ja schlecht ablehnen.

Die angeblich älteste Tabakfarm in Viñales
Tabaktrocknumgshütte

Unsere Unterkunft in Viñales ist dann wie erwartet einiges ausserhalb, dafür mit einer herrlichen Aussicht versehen. Hier merkt man auch, dass wir auf Farmland sind.

Ach ja Leute, vergesst Wasser, WC Papier und alles, das wichtigste ist ein Moskitonetz, Fenster haben hier in Kuba grundsätzlich keine Scheiben… Und Sitzkissen, Sitzkissen schleppe ich nächstes Mal auch mit, man sitzt nämlich überall auf dem bluten Holz, mein armer A…
Breakfast
Weg in die Stadt

Hier in Viñales finden wir auch all die Touris die wir in Havana „vermisst“ hatten. Überraschenderweise gibts in dem kleinen Örtchen massenhaft Restaurants und die sind seeeehr gut besucht und schweineteuer.

Nachdem jeder, aber auch wirklich jeder von Viñales als Höhepunkt seiner Kubareise geschwärmt hat, waren wir stark versucht, es von unserer Reiseliste zu streichen, tendenziell haben wir keine guten Erfahrungen mit Orten gemacht, die allen gefallen, Tourifalle lässt grüssen. Aber Cuba bereisen und die Tabakplantagen nicht gesehen zu haben geht irgendwie ja auch nicht. Weil es uns den nächsten Tag aber unerwarteterweise komplett verregnet, besuchen wir zuerst die bekannten Höhlen hier und jaaaaa, ich weiss definitiv  wieder, wieso ich Tourihotspots meide. Zuerst landen wir prompt in der falschen Höhle, eigentlich wollen wir in die Cueva de los Indios, die mit dem Fluss drin, landen aber in der Höhle der entflohenen Sklaven. Egal, die zugehörige Höhlenbar ist verlockend und der Eintritt günstig. Worauf wir allerdings nicht vorbereitet sind, ist die Pseudosklavenfeuershow am hinteren Höhlenausgang, seeeehr peinlich und so gar nicht unser Ding. Auch das grosse Restaurant dort ist klar auf Tourbusse ausgerichtet.

Regenkleidung mit Stil
Seelische Vorbereitung und Planung eines Regentags
Das arme Auto, steht ganz einsam im Regen
Höhlenbar
Showeinlage
Höhlenausgang
Waiting for Tourbusse

Next Stop, Cueva de los Indios. Wir schleichen elegant an einer Spanisch sprechenden Tourgruppe vorbei, die sich vorgängig noch kurz Zuckerrohrsaft mit Rum genehmigt, nur um kurz darauf in der Höhle auf eine wohl knapp 50-köpfige Russengruppe zu stossen, die alle vor uns das Boot boarden durften. OK, wir geben zu, die Bootsfahrt ist spannend, nicht ganz alltäglich und würden wir tatsächlich wieder machen, trotz der Gesellschaft.

Der schöne und menschenleere Teil der Höhle
Schreck lass nach…

Der Lunch in einer Nebengasse von Viñales entschädigt etwas und die Sicht auf die Strasse ist einfach nur spannend, die Zeit scheint hier wirklich stehen geblieben zu sein. Nicht nur die ganzen Oltimer, auch die Bauern mit ihren Hüten und Stiefeln auf Pferden oder Karren scheinen beinahe aus einem anderen Jahrhundert zu stammen, herrlich.

An späten Nachmittag reisst der Himmel etwas auf, so dass wir uns auf zu einem Mirador machen, prompt verfahren wir uns, Navis funktionieren hier in Cuba tatsächlich nicht wirklich, sogar Offline Maps von Google sind betroffen, die Karten werden zwar angezeigt, aber das Navi verweigert die Zusammenarbeit. Auch Airbnb und z.B. Insta verlangen einen VPN.  Also, am ‚falschen‘ Mirador „xx“ und kurz vor Sonnenuntergang zeigt sich erstmals die Schönheit des Valle de Viñales. Nach dem Abstieg kommt uns eine Kubanerin entgegen und verlangt prompt Eintritt, weil aber weder etwas angeschrieben ist, noch sie einen offiziellen Eindruck erweckt und auch das Restaurant resp. Tourbuchungsbude am Eingang geschlossen sind, verstehen wir erst mal kein Spanisch. Hinter und folgt ein deutsches Paar, die versuchen mit ihr zu diskutieren, wir verfallen dann auf dieselbe Variante wir bei der faux Policia und laufen einfach weiter.

Kleine Farm
Touristinfo mit Aussicht
Weg zum Mirador
Unterwegs zum nächsten Mirador
Verkehrsberuhigung

Weil die Sonnenuntergangsbar am ersten Mirador geschlossen war, besuchen wir einen zweiten. Wir geben gerne zu, dass das Tal bei Sonnenlicht traumhaft schön ist und der etwas verhampelte Tag scheint gerettet.

Fast gerettet zumindest, zurück in der Stadt herrscht emsiges Motorengedröhne; wegen Stromausfalls röhren Generatoren, naja, wir setzen uns ausnahmsweise in ein etwas edleres Etablissement und werden prompt mit dem miesesten Service in Kuba und einem tatsächlich untrinkbaren Drink beglückt, für das Cena pilgern wir dann weiter und erhalten glatt das erste absolut ungeniessbare Essen hier auf Kuba, Murphy lässt grüssen.

Als ich zuerst einige Ameisen als unerwünschte Gäste im Bett vorfinde, die halbe Nacht lang Köter kläffen und morgens um halb vier der Gockel zu krähen beginnt, das doofe Vieh kennt wohl die Uhr nicht, haut es Markus „de Nuggi use“. Das wiederum wolkigregnerische, trübe Wetter trägt sein übriges bei und wir entscheiden, Viñales einen Tag früher als geplant zu verlassen. Das bei Sonnenschein vermutlich traumhaft schöne Tal ist uns einfach zu touristisch und hat uns leider nicht gepackt. Wir geniessen noch einen letzten Lunch mit Blick auf das Tal und dann ab Richtung Soroa.

Bye bye Viñales

Tanken in Viñales hat leider nicht geklappt „no hay gasolina“, dieselbe Auskunft bei der nächsten Tankstelle…

Tankstelle in Viñales

Kein Problem, die Autovermietung hat ja versichert, dass tanken in Soroa möglich ist. Aaaber, „no tenemos rental“, die bedienen keine Touris, ob die Tankstelle prinzipiell nur für Einheimische ist oder sie einfach kein „Especial“ haben, no sabemos. Wir fragen uns durch und werden nach Guanajay geschickt, dort bekommen wir immerhin 10 Liter, das kann ja spassig werden, aber wir können nicht sagen, man hätte uns nicht gewarnt. Weils mittlerweile wieder in Strömen regnet, lassen wir Soroa, las Terrazas und das Wandergebiet inklusive Wasserfall dort sausen und fahren weiter bis Havana.

Mann, DEN Drink haben wir uns aber verdient!

Plaza Vieja

Am nächsten Morgen klappt es dann auch mit tanken…

Motivierte Mitarbeiterin an der Tankstelle Linea E
Markus organisiert anstelle von Backupwasser ausnahmsweise Backupbenzin

2 Gedanken zu „Viñales“

  1. Hey Marietta
    Da kommen mir schon fast die Tränen vor Lachen 😆
    Herrlicher Bericht! Vielen Dank das du diese ganzen Erlebnisse teilst!!
    Liebe Grüsse
    Carolina

    1. Gruns, in Viñales hatte ich auch tatsächlich genügend Zeit, um mir beim Schreiben etwas Mühe zu geben🤭, an den richtig tillen Orten, sieht das jeweils twas andrs aus🤷‍♀️. Aber ja, Cuba ist richtig abenteuerlich, gefällt uns🥰

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